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Wenn Frauen ihren Mann stehen

Nahverkehrsfahrerin Bettina Jantsch, im Einsatz für IDS Partner Andreas Schmid, scannt mit dem neuen MDE-Gerät ihre Sendungen. (Quelle: Andreas Schmid Group)

Eine Frau als Berufskraftfahrerin ist auch heute noch etwas Besonderes. Unter unserer Rubrik „IDS. Logistik von Menschen gelebt.“ wollten wir von Nahverkehrsfahrerin Bettina Jantsch wissen, die für IDS Partner Andreas Schmid Group on Tour ist, wie es ist, in einem typischen Männerberuf zu arbeiten und wie ihr Arbeitsalltag aussieht.

Wie sind Sie auf den Beruf der Berufskraftfahrerin gekommen?
Ich war erst lange Zeit in der Dispo beschäftigt. Ich kannte also die Logistikbranche. Doch irgendwann wollte ich etwas anderes machen und habe nach einem neuen Job gesucht. Mit Ende Vierzig fiel die Entscheidung, Berufskraftfahrerin zu werden. Mein Lebensgefährte ist Subunternehmer im Nahverkehr der Andreas Schmid Group. Da hat es sich angeboten.

Seit wann sind Sie dabei?
Im Juni 2022 habe ich meine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen. Seitdem fahre ich fast jeden Tag.

Wie sieht die Ausbildung zur Berufskraftfahrerin aus?
Die Ausbildung habe ich bei dem Subunternehmer, in der Firma meines Lebensgefährten gemacht, für den ich jetzt auch arbeite. Fasziniert hat mich, dass die Ausbildung so umfangreich ist und man so viel lernt. Ich könnte heute einen Lkw zerlegen und weiß, wie der Motor aufgebaut ist, wie man effizient fährt oder verhindert, dass man im Fernverkehr müde wird, wie man mit Kunden umgeht oder was die Kleiderordnung betrifft.

Warum haben Sie sich für einen Beruf entschieden, der als ein typisch männlicher Beruf gilt?
Ich habe darüber eigentlich gar nicht nachgedacht. Diejenigen, die mich kennen, wundert es nicht. Ich bin nicht zimperlich, es passt zu mir und ich traue es mir zu.

Wie setzen Sie sich als Frau in der Männerwelt durch?
Damit habe ich gar keine Probleme, wahrscheinlich weil ich nicht auf den Mund gefallen bin. Generell gilt: Wie man in den Wald rein ruft, so kommt es zurück. Wenn ich höflich frage, dann hilft immer jemand. Das gilt eigentlich für Männer wie Frauen.

Was würden Sie Frauen empfehlen, die den Schritt in „einen Männerberuf“ wagen wollen?
Augen zu und durch. Einfach machen, nicht viel Nachdenken und sich selbst etwas zutrauen.

Was lieben Sie an Ihrem Beruf?
Das ist vor allem, dass die Arbeit abwechslungsreich ist. Außerdem gefällt mir der Austausch mit den KundInnen. Mit der Zeit arbeitet man mit dem ein oder anderen Kunden ja enger zusammen, da hat man ein kumpelhaftes Miteinander. Aber es ist auch immer nett, mit PrivatkundInnen ins Gespräch zu kommen. Wenn ich zum Beispiel eine Tischtennisplatte liefere, dann frage ich: „Wird heute Abend noch gespielt?“ Daraus entstehen oft nette Unterhaltungen. Außerdem mag ich sehr die Ruhe, wenn ich allein mit dem Lkw unterwegs bin. Bei mir läuft immer Bayern 1 im Radio und wenn ein gutes Lied kommt, dann bin ich auch mal lauthals dabei (lacht).

Wie sind Ihre Arbeitszeiten?
Meine Arbeitszeiten sind normal geregelt: Von 7 bis 16 Uhr. Natürlich kommt es auch mal vor, dass ich früher fertig bin oder, wenn viel los ist, kann es auch mal später werden.

Was haben Sie für Waren geladen?
Da ist wirklich alles dabei, was Stückgut ist – von Kühlschränken, über Möbel, Pflanzen, Gartengeräte, Gefahrgut, einfach alles, was man sich vorstellen kann.  

Wie viele Sendungen haben Sie durchschnittlich an Bord?
Normalerweise fahre ich zwei Touren am Tag und natürlich kommt es auf die Größe des Fahrzeugs an, das ich für den Tag zugewiesen bekomme. Normalerweise sind es jeweils zwischen 20 und 25 KundInnen auf den beiden Touren.

Fahren Sie immer die gleiche Tour?
Nein, ich fahr immer andere Touren. Aber es gibt ein paar Touren und vor allem Firmen, die ich öfters anfahre. Diese KundInnen und AnsprechpartnerInnen vor Ort kennt man dann irgendwann. Bei PrivatkundInnen ist das anders, sie wechseln immer.  

Was sind die Herausforderungen?
Eine große Herausforderung ist definitiv, wenn PrivatkundInnen nicht da sind und auch nicht ans Telefon gehen. Dann muss man abwägen, ob man die Palette abstellen kann, aber in vielen Fällen muss man sie dann wieder mitnehmen.

Gibt es ein besonderes, ein schönes oder kurioses Erlebnis mit KundInnen, eine Anekdote, die Sie erlebt haben?
Schöne Erlebnisse gibt es viele, aber eine besondere Geschichte ist mir im Kopf geblieben: Einmal sollte ich in einer Lagerhalle abladen, die wie ausgestorben war. Ich mache das Fahrerhaus auf, will gerade meinen Scanner holen, auf einmal steht ein riesiger schwarzer Hund vor mir und sitzt schon fast in meinem Fahrerhaus. Da bin ich so erschrocken und habe einen Schrei losgelassen. Der Kunde kam gleich angerannt und hat gefragt, ob der Hund was getan hat. Am Ende kam heraus, der Hund ist lammfromm. Aber das konnte ich ja nicht wissen.

Laden Sie allein auf und ab oder wird Ihnen dabei geholfen?
Grundsätzlich bin ich allein dafür zuständig, mit dem Hubwagen zu entladen. Wenn die Personen um mich herum sehen, dass ich schwer zu heben oder schieben habe, dann helfen sie im Normalfall schon gerne.  

Mit was werden Sie noch bei den KundInnen/EmpfängerInnen konfrontiert?
Bei PrivatkundInnen kommen manchmal Extrawünsche: „Trägst du es mir in den zweiten Stock hoch?“ Da denke ich mir oft: „Die 200 kg würden noch nicht mal Männer schaffen, wie soll ich das denn machen?“ Und ich darf es ja auch gar nicht aus Versicherungsgründen. Aber es gibt auch super freundliche EmpfängerInnen, die sehr dankbar sind und dann auch Trinkgeld geben.

Herzlichen Dank, Frau Jantsch, für das Gespräch.